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Der Biber ist zurück

Vortrag Der Biber 2014 06
Rund dreißig Zuhörer hatten sich auf Einladung des Vogelschutzvereins Hammersbach im Historischen Rathaus Marköbel zu einem hochinteressanten Vortrag eingefunden. Es ging um die erstaunliche Rückkehr des Bibers in die Main-Kinzig-Region und die Wetterau nach jahrhundertelanger Abwesenheit.

Andreas Kailing, Vorsitzender des Vogelschutzvereins, begrüßte die anwesenden Gäste und stellte kurz den Referenten des Abends, Frank Uwe Pfuhl, vor. Pfuhl ist Diplom-Agraringenieur und Vorsitzender der NABU Umweltwerkstatt Wetterau. In der Umweltbildung seit 1989 tätig, ist er inzwischen als ausgewiesener Biberkenner und als Initiator des preisgekrönten „Bibermobils“ bekannt. Nach Hammersbach wurde er vor allem deshalb eingeladen, weil sich hier seit einiger Zeit "eigene" Biber am Marköbeler Fischteich und entlang des Klöppelsbaches eine Bleibe gesucht haben.

In seinem reich bebilderten und didaktisch überzeugenden Vortrag ging Frank Uwe Pfuhl auf die Biologie des Bibers, seine Verbreitung und seine Aktivitäten in der Main-Kinzig-Region und in der Wetterau detailliert ein.

Zunächst machte Pfuhl auf die Unterschiede zu möglichen "Doppelgängern" aufmerksam, die immer wieder mit dem Biber verwechselt werden, allen voran der Nutria, auch Sumpfbiber genannt, ein weit verbreiteter eingebürgerter Nager, der ähnliche Lebensräume besiedelt, oder auch die wesentlich kleinere Bisamratte.

Besonders überrascht waren die Zuhörerinnen und Zuhörer von der Größe des Bibers, denn mit seinen bis zu 35 kg Lebendgewicht ist er nach Rothirsch und Wildschwein das drittschwerste Säugetier in unserer Landschaft. Die beeindruckenden Zähne, mit denen der Biber wahre Höchstleistungen zu erbringen vermag, sind selbst schärfend und wachsen ein ganzes Leben lang unaufhörlich nach. Das Fällen von Bäumen dient also nicht nur dem Zweck, an die weiche Rinde der dünneren Äste zu gelangen oder Staudämme zu bauen, sondern ist geradezu lebensnotwendig, um das Zahnwachstum zu regulieren. Beeindruckend ist auch das unglaublich dichte Fell des Bibers, das perfekt an seine Lebensweise angepasst ist, ihn aber auch zu einer begehrten Jagdbeute des Menschen machte und zweifellos seine Ausrottung beförderte.

In Hessen gibt es, so der Biberbericht 2012, insgesamt 87 Biberreviere mit geschätzten 287 Tieren. Hauptverbreitungsgebiet ist der Main-Kinzig-Kreis, wo die Tiere inzwischen auch kleinere Gewässer und Teiche besiedeln. Auch im Wetteraukreis lässt die Besiedelung praktisch kaum noch Lücken. An allen größeren Flüssen ist der Biber inzwischen vertreten und meist fest etabliert. Dabei beansprucht er selten mehr als einen Uferstreifen von zehn Metern als Lebensraum.

Da vielfach die Bewirtschaftung von Äckern und Wiesen bis nah an die Gewässer herangeht, kann es im Einzelfall durchaus auch Probleme mit der Anlage von Biberbauten geben, die vom Wasser aus in die Uferböschung gegraben werden und einbrechen können, wenn sie mit Maschinen überfahren werden. Hier sei es, so Pfuhl, grundsätzlich notwendig, dem Biber den benötigten Raum zur Verfügung zu stellen. Das Tier „revanchiere“ sich mit kostenlosen Renaturierungsleistungen, für die sonst viel Geld durch die Kommunen aufgewendet würde.

Eher unproblematisch ist es bisher, dass direkt an Flüsse angrenzende Zuckerrüben- und Maisfelder gelegentlich vom Biber als Delikatessenladen genutzt werden. Die Schäden bleiben in der Regel überschaubar. Ein gewisses Konfliktpotenzial, so Pfuhl, bleibe aber vorhanden, so dass man auf ein geregeltes Bibermanagement nicht verzichten könne.

Insgesamt sei der Biber eine enorme Bereicherung für unsere Landschaft. Durch seine Aktivitäten gestalte er neue Lebensräume für viele existenzbedrohte Arten. Dem konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer, die das Hammersbacher Biberrevier aus eigenem Augenschein kennen, nur beipflichten.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Gäste noch die Gelegenheit Fragen zu stellen, wovon sie gerne Gebrauch machten. Abschließend konnten sie das neben dem Historischen Rathaus geparkte preisgekrönte Bibermobil des NABU mit seinen anschaulichen Exponaten besichtigen und auch die letzten Fragen klären.