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Wiederansiedlung des Edelkrebses

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Der Krebsbach soll seinem Namen wieder Ehre machen

Der Hammersbacher Vogelschutzverein weitet seine Aktivitäten im Umweltschutz weiter aus. Auf Anregung eines Vorstandsmitgliedes wurde von der Vereinsspitze seit über einem Jahr der Besatz des Hammersbacher Krebsbaches mit dem ehemals dort heimischen Edelkrebs (Astacus astacus L.) vorbereitet. Alle rechtlichen Umstände wurden ebenso geprüft wie die entscheidende Frage, ob die Gewässergüte und die Lebensbedingungen im Krebsbach das Vorhaben aussichtsreich erscheinen ließen. Mit Willi Mrotzek vom Angelsportverein Bruchköbel konnte ein erfahrener und kompetenter Berater gefunden werden, der die Hammersbacher Umweltaktivisten gerne unterstützte. Mrotzek hat selbst bereits in der Bruchköbeler Gemarkung Edelkrebse im Krebsbach eingesetzt und beobachtet seither ihre Entwicklung.

Mitte November war es nun für das Hammersbacher „Jahrhundertereignis“ soweit. Nach vielen Jahrzehnten prüften zum ersten Mal wieder Krebse das kalte Wasser der Region. 75 dreijährige, und damit geschlechtsreife Männchen und Weibchen, von denen etliche schon ein Paket mit Eiern auf dem Bauch trugen, und hundert zweijährige Krebse, die als ausgesprochen anpassungsfähig gelten, wurden von den Vogelschützern an besonders geeigneten Stellen in die Freiheit entlassen. Zuvor waren sie im Styroporkarton von der "Ersten Bayerischen Edelkrebszucht" Dr. Max Keller aus Augsburg angereist. Vor allem die Kinder der Jugendgruppe „Die Kiebitze“ hatten ihre helle Freude an der Aktion, nachdem sich der anfängliche Respekt vor den kräftigen Zangen der Tiere gelegt hatte. Der Erfolg des Neubesatzes soll nun regelmäßig überprüft werden. Wenn sich die Tiere gut entwickeln, kann auch für weitere geeignete Stellen ein Neubesatz ins Auge gefasst werden. Die Vogelschützer begrüßen daher ausdrücklich die Bemühungen der Gemeinde um Renaturierungsmaßnahmen am Krebsbach und seinen Nebengewässern. Gerade auch für den Edelkrebs dürften sich so die Lebensbedingungen noch einmal spürbar verbessern.

Noch vor 150 Jahren zählte der Fluss- oder Edelkrebs in Mitteleuropa zu den häufigsten Bewohnern der Flüsse und Bäche. Schon im Mittelalter galt er als Delikatesse und im 19. Jahrhundert blühte ein reger Handel mit Krebsen in ganz Europa. Ende des 19. Jahrhunderts war es mit einem Schlag vorbei: aus Nordamerika wurde um 1875 die Krebspest eingeschleppt und begann ihren Todeszug quer durch alle europäischen Fließgewässer und Seen. Millionen von Edelkrebsen starben, bis schließlich kaum noch ein lebendes Exemplar zu finden war. Der Ausbruch der Krebspest ist auf den Besatz von Gewässern in Europa mit amerikanischen Krebsarten zurückzuführen, die zwar selbst resistent gegen die Krebspest sind, diese heimtückische Krankheit aber verbreiten. Vor wenigen Jahrzehnten begann man wieder damit, den Edelkrebs in speziellen Anlagen zu züchten. In Bächen und Flüssen, in denen die amerikanischen Krebse nicht mehr nachzuweisen sind, können die einheimischen Krebse nun wieder ihren angestammten Platz einnehmen. So hoffentlich auch im Hammersbacher Krebsbach.

(November 2004)